Hier finden Sie die Leitsätze ausgewählter aktueller Entscheidungen aus dem Unternehmensrecht.

BGH, 27.1.2021, StB 44/20
Entbindung eines Wirtschaftsprüfers von seiner Verschwiegenheitspflicht im Insolvenzverfahren („Wirecard“)

1. Grundsätzlich sind diejenigen Personen dazu befugt, einen Berufsgeheimnisträger von seiner Verschwiegenheitspflicht zu entbinden, die zu jenem in einer geschützten Vertrauensbeziehung stehen. Hierunter fallen im Rahmen eines Mandatsverhältnisses mit einem Wirtschaftsprüfer regelmäßig nur der oder die Auftraggeber.
2. Für eine juristische Person können diejenigen die Entbindungserklärung abgeben, die zu ihrer Vertretung zum Zeitpunkt der Zeugenaussage berufen sind.
3. Ist über das Vermögen der juristischen Person das Insolvenzverfahren eröffnet und ein Insolvenzverwalter bestellt worden, ist dieser berechtigt, soweit das Vertrauensverhältnis Angelegenheiten der Insolvenzmasse betrifft.
(alle amtl.)

OLG Frankfurt 3.11.2020, 21 W 76/19
Ermittlung angemessener Abfindung anhand Net Asset Value

1. Zur Ermittlung der angemessenen Abfindung nach § 327b AktG i.V.m. § 62 Abs. 5 UmwG anhand des Net Asset Value (NAV) der Gesellschaft.
(amtl.)
2. Der NAV ist eine Methode zur Bewertung von Immobiliengesellschaften (vgl. § 168 KAGB). Nach dieser Methode wird der Wert einer Gesellschaft aus der Differenz der Marktwerte ihres Vermögens und ihrer Verbindlichkeiten ermittelt, so dass diese Methode nur zur Bewertung rein vermögensverwaltender Gesellschaften geeignet ist. Die Eignung nimmt in dem Maße ab, in dem die Gesellschaft auch andere Aktivitäten entfaltet wie etwa die Verwaltung fremden Vermögens.
(nicht amtl.)